Entstehungsgeschichte

Die Stadtbibliothek Burgdorf gilt als eine der ältesten kulturellen Einrichtungen Burgdorfs. Sie erfuhr zahlreiche Umzüge und auch Schauplatz kulturpolitischer Diskussionen. Sie wurde immer wieder von charismatischen und einflussreichen Bibliothekaren geleitet und ist auch heute noch - modernisiert und "up to date" - eine feste Grösse im Burgdorfer Stadtbild und Kulturleben.

 

 

(Foto: Menschenansammlung auf dem Platz vor dem Waisenhaus an der Bernstrasse 5; Quelle: Burgerarchiv Burgdorf, Foto Bech 100216)

Die Gründung

Die Stadtbibliothek Burgdorf wurde 1729 von Pfarrer Johann Rudolf Gruner (1680-1761) gegründet, der das kulturelle Leben Burgdorfs in vielen Bereichen nachhaltig mitprägte. Der neugegründeten Bibliothek übergab er denn gleich selber zahlreiche Bände und überzeugte andere namhafte Freunde aus Burgdorf, Bern und anderswo, es ihm gleichzutun. Die daraus entstandene beeindruckende Sammlung wurde im Donatorenbuch verzeichnet, das bis heute mit seinen prächtigen Familienwappen im Burgerarchiv Burgdorfs steht.

Diverse Standorte

Während die Stadtbibliothek Burgdorfs erst im Knabenschulhaus am Kirchbühl untergebracht war, wurde sie 1777 ins Rathaus verlegt (heute Hotel Stadthaus), wo sie von 1820 bis 1836 eine Blütezeit erlebte und als wichtige politische Drehscheibe Burgdorfs galt. Ein stetig wachsender Bestand zeugt von der Bedeutung der Institution. 1836 erführ sie einen weiteren Ortwechsel, indem sie ins neugebaute Waisenhaus (heute Musikschule) integriert wurde. Verhandlungen zwischen der Einwohner- und der Burgergemeinde, wonach die Bibliothek mittels öffentlichen Geldern in eine Stiftung umgewandelt werden sollte, scheitern an finanziellen Auflagen. Daher beschliesst die Burgergemeinde, die Bibliothek auch weiterhin zu betreiben und verlegt diese 1935 ins Waisenhaus an der Bernstrasse 5.

 

Das imposante Gebäude war 1844 als "Hotel Emmenhof" erbaut worden und hatte seit 1852 auch das Postbüro beherbergt. Mit der Eröffnung der Bern-Olten-Bahn und der Verlegung der Poststelle 1857 büsste das Hotel seine Bedeutung ein und wurde zum Waisenhaus umfunktioniert, das wiederum nach dem 1. Weltkrieg nicht mehr als solches verwendet wurde. Damit fand hier die Bibliothek ihren vorerst letzten Standort. Die Räumlichkeiten wurden 1951, 1972 und zuletzt 1994 mit baulichen Massnahmen der steigenden Nutzung und dem damit verbundenen wachsenden Bestand angepasst.

 

(Foto Angelo Liechti, 1994)

Aktuell

Heute stehen Kundinnen und Kunden fast 40'000 physische Exemplare im Freihandbereich zur Verfügung, zu dem noch der Altbestand von annähernd 20'000 Exemplaren kommt. Daneben können mehr als 13'000 Medien in der Digitalen Bibliothek heruntergeladen werden - ein Angebot, das sich nach wie vor wachsender Beliebtheit erfreut.

Bibliothekare und eine Bibliothekarin

Seit ihrer Gründung 1729 hatten eine Reihe Bibliothekare die Leitung der Stadtbibliothek inne, die auch eine wichtige Bedeutung für Burgdorf hatten. Im Folgenden sollen aus der langen Liste nur einige wenige erwähnt werden, was die Verdienste der unerwähnt Gebliebenen nicht schmälern soll.

Angefangen bei Pfarrer Johann Rudolf Gruner (1680-1761), dessen Ideen in Burgdorf u.a. in der "Solennität" noch heute nachwirken. Er legte den Grundstein der Bibliothek und war selber einer der ersten Donatoren und verpflichtete weitere Burgdorfer dazu, wertvolle Bestände der jungen Institution abzutreten.

Rudolf Bigler (1888-1965) hat sich in ähnlicher Weise der Stadtbibliothek verschrieben, der er von 1919 bis 1954 vorstand. Eigentlich Lehrer hat er alte und neue Bestände der Stadtbibliothek aufgearbeitet und selber lokalhistorische Schriften verfasst und dem Bestand hinzugefügt. In seinen Arbeiten spielte das Wirken Pestalozzis eine grosse Rolle.

Untrennbar mit Burgdorf verbunden war auch Sergius Golowin (1930-2006). Er leitete die Stadtbibliothek von 1957 bis 1968, war der erste hauptamtliche Stadtbibliothekar Burgdorfs und wurde bekannt durch seine "Lesezimmer-Veranstaltungen". Der Autor, Mythenforscher und Publizist war kulturell vielseitig vernetzt und provozierte lebhafte Debatten, die auch ausserhalb seines Lesezimmers weitergeführt und von den Medien sowie der Öffentlichkeit aufgegriffen wurden. Ihm ist heute im Museum vom Schloss Burgdorf ein Teil der Ausstellung gewidmet.

Annemarie Nikolaidis (1917-?) war 1968 die erste Frau, welche der Bibliothek vorstand. Sie leitete diese gleich zweimal: erst von 1968 bis 1971 und nach einer Unterbrechung von einem Jahr durch Urs Rosenberger (1943*) wieder von 1973 bis 1979. Sie hat das Freihandausleihsystem massgeblich gefördert und den gesamten Betrieb nach neuesten Richtlinien modernisiert.